Mit dem HP33 die Wassertiefe einer Untiefe berechnen.

Wenn man eine Untiefe passieren möchte, will man wissen, welche Wassertiefe man dort erwarten kann. Im vorigen Fahrtipp haben wir mit den ‘Durchschnittlichen Gezeitendaten’ aus der Karte einen Eindruck bekommen, aber sobald das Datum des Törns bekannt ist, gebraucht man vorzugsweise die Gezeitendaten am Tag des Törns selbst.

Welche Daten benötigt man?
Für der Berechnung der Wassertiefe an einer bestimmten Stelle und zu einer bestimmten Zeit benötigen wir zwei Gegebenheiten: Eine Lotung der Wassertiefe an Ort und Stelle und den Wasserstand in dem Augenblick, in dem wir die Untiefe passieren wollen.
Die Tiefe holen wir uns meistens aus der Karte: Die Kartentiefe.
Den zu erwartenden Wasserstand kann man auf verschiedene Weise ermitteln, diesmal arbeiten wir mit dem “HP33”.

HP33

“HP33” steht für “Hydrografische Publikation Nr.33” und stammt vom Hydrografischen Dienst der Königlichen Marine. Dieser Dienst gibt auch Karten vom Wattenmeer (1811 und 1812-Serie) heraus.

Aufbau des HP33
Das HP33 ist ein umfangreiches Werk mit Information über die Wasserstände und Strömungen entlang der holländischen Küste. Die Orte sind in geografischer Reihenfolge geordnet: Den Helder ist der erste Ort des Wattenmeers, und danach folgen noch vier Wattenorte: Harlingen, West Terschelling, Lauwersoog und Delfzijl.

Bezogen auf LAT
Die Tiefendaten aus der Karte und die Wasserstände aus dem HP33 sind sozusagen genau für einander gemacht. Sie beziehen sich beide auf das LAT und sind daher leicht miteinander zu verrechnen.

Beispiel: Das ‘Fransche Gaatje’ am Samstag, dem 1. September 2012 passieren.

Als Beispiel sehen wir uns das Fransche Gaatje an.
Zum Hafen von Vlieland fahren die meisten Schiffe durch das Seegatt von Terschelling. Das ist nicht immer angenehm. Die Wetterverhältnisse können es sogar unmöglich machen. Auch im Sommer ist das keine Ausnahme. Eine gute Alternative ist die Route über das Fransche Gaatje. Diese läuft südlich vom Richel und bleibt auf dem geschützten Watt.

Die Kartentiefe
Für diese Route benötigt man die Detailkarte auf dem Kartenblatt 1811.5 . Zuerst schauen wir, wo der untiefste Teil des Fransche Gaatje ist. Die Kartentiefe auf dem Wattenhoch ist
‘80 cm trockenfallend’. Eine Tiefe, die trockenfällt, zieht man von der Wasserhöhe ab und bekommt daher in der Berechnung ein Minuszeichen.

Auf Seekarte 1811.5 findet man die Detailkarte für die Route unter dem Richel entlang.
Die umrandete Zahl ist der untiefste Teil des Fransche Gaatje.
(Quelle: Hydrografischer Dienst, Kartendetail 2011)

Zeitpunkt Hochwasser

Es ist hilfreich, wenn man weiß, wann der Wasserstand am höchsten ist. Daher suchen wir erst den Zeitpunkt des Hochwassers für das Fransche Gaatje. Wir gebrauchen dafür die Gezeitentafel des am nächsten gelegenen Ortes: West Terschelling.

Auf jeder Seite steht die Gezeitentafel des betreffenden Ortes von einem Monat.
In der linken Spalte sind die Tage der Monats angegeben.
Daneben die Zeiten und Höhen von Hoch- und Niedrigwasser.
Die Zeiten, die kursiv gedruckt sind, werden als Sommerzeit angegeben.
Das Hochwasser am 1. September ist um 10.46 Uhr und 23.10 Uhr.

Die zu erwartenden Wasserstände werden in Dezimetern in Bezug auf LAT ausgedrückt.
Das ist praktisch, denn die Kartentiefen beziehen sich auch auf das LAT.

Berechnung Wassertiefe Fransche Gaatje.

Der Törn nach Vlieland Hafen ist für Samstag, den 1. September geplant.
Wir werden mit der Morgentide fahren, der zu erwartende Wasserstand ist dann 26 dm in Bezug auf LAT.

Die zu erwartende Wassertiefe des Fransche Gaatje am 1. September um 10.46 Uhr berechnen wir dann folgendermaßen:

Wasserstand Hochwasser (bez. LAT)                         260 cm
Kartentiefe Fransche Gaatje (bez. LAT)                 -    80 cm
=============================        + =========
Zu erwartende Wassrtiefe                                      + 180 cm



Praxis und Fortsetzung
Mit der zu erwartenden Wassertiefe von 180 cm kann man mit einem Schiff von beispielsweise 1 Meter Tiefgang bei Hochwasser ohne weiteres passieren. Man hat dann
80 cm Wasser unter dem Kiel.
Wenn man viel Spielraum hat, ist es interessant zu berechnen, wieviel früher oder später man passieren könnte. Das machen wir das nächste Mal.


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Text: Marianne van der Linden
© ScheepsWijs Vaarcursussen
www.scheepswijs.nl

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