Man sollte vorausschauen.

“Schauen und Vorausschauen” ist in Tidengewässern ein wichtiger Schwerpunkt. Navigieren, wissen, wo man ist und wie der Strom läuft, das muss einem inzwischen bekannt vorkommen. Aber die Tide zwingt einen darüber nachzudenken, wo man später sein wird, und wie die Umstände von Strom und Wind dort und dann sein werden.
Wenn man kurz nach Hochwasser von Harlingen nach Terschelling fährt, hilft der Strom einem auf die gute Seite. Mit einem mäßigen Ostwind segelt man ohneweiteres 7 Knoten über den Grund (das Schiff 4,5  plus 2,5 Strom), so kommt man gut voran!
 
Bei der gelb-schwarzen West-Kardinal, die auf dem Watt eine Verzweigung von zwei Fahrwegen angibt, gelangt man in die ‘West Meep’. Es sind nur 3 Meilen bis zum Slenk, ein kleines Stückchen kreuzen.
Man macht einen schönen Amwindschlag zur WM2. Wenn man dort ankommt, stellt es sich heraus, dass es die VL6 ist. Nach dem nächsten Schlag landet man bei der West-Kardinaltonne, wo man vor einer knappen Stunde auch schon war. Es ist derselbe Strom von 2,5 Knoten, der jetzt in entgegengesetzter Richtung läuft.

Was nun? Nach einer Stunde des Kreuzens hat die Crew Appetit auf ein ordentliches Butterbrot. Aber wer möchte schon unter Deck gehen, wenn das Schiff auf den Wellen tanzt? Natürlich kann man immer den Motor anlassen. Oder den Plan ändern und einen Tidenstopp machen und gleichzeitig etwas essen.

Noch besser ist es, wenn man so eine Wendung in der Törnplanung voraussieht, damit man nicht davon überrascht wird:

  • Man schaut sich an, wo der Strom entgegenläuft, so wie auf der Route nach Terschelling. Man kann die Route vielleicht so planen, dass man etwa bei Stromkenterung (kurz nach Niedrigwasser) bei der West-Kardinal ist.
  • Man schaut sich an, wo man ‘Wind gegen Strom’ erwarten kann. Wenn es Dünung von See her gibt oder Windstärke 5 oder mehr entgegen der Richtung des Stroms, dann entstehen unangenehme Wellen. 
  • Man überlegt sich, ob es eine Alternative gibt, wenn die Umstände von Wetter und Wind anders sein sollten als erwartet.


Man kann also nicht auf die Wettervorhersage verzichten: Windrichtung und –stärke und die Höhe der Wellen auf See sind wichtige Faktoren, die man einkalkulieren muss. Der Brandaris (Kanal 2) und der Leuchtturm von Schiermonnikoog (Kanal 5) geben alle zwei Stunden eine Wettervorhersage für die Schifffahrt.

Und: Ein Butterbrot sollte man essen, wenn Strom und Wind noch in derselben Richtung laufen!


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Text Marianne van der Linden
Kartedetail Dienst der Hydrografie, Koninklijke Marine
Copyright Scheepswijs, Dienst der Hydrografie und Heech by de Mar B.V.
Flottillentörn auf dem Wattenmeer

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