Flottillentörn Watt 2019

Der Flottilletörn auf dem Watt mit die Platbodenschiffe von Heech by de Mar findet jedes Jahr statt und ist ein wahres Happening.
In diesem Jahr machten wir uns mit 12 Schiffen wieder auf den Weg, eine Gruppe von 61 begeisterten Seglern.

Datum: 12 bis 19 April 2019.

Die Schiffe, die mitfuhren, waren:

Mit Skipper:
• Lemsteraak 13 Meter ‘Hendrickje Stoffels’ mit dem Skipper und Flottilleleiter Jan Cees, dem Reserveskipper Patrick Koekebakker und 6 Gästen;
• Lemsteraak 14,50 Meter ‘Ronde Walvis’ mit Skipper Will und 7 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Beste Vaert’ mit Skipper Martin Koekebakker und 5 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Brandende Liefde’ mit Skipper Harry Koekebakker und 4 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Brandende Liefde’ mit Skipper Ebel und 5 Gästen;

Schiffe ohne Skipper aus der Charterflotte:

• Vollenhovense Bol 8.50 Meter 'Bolleke’
• Lemsteraak 9,10 Meter ‘De Steert’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Josephine’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Eline Vere’
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Tijdtverdrijf’
• Hoogaars 11,12 Meter ‘Vrouwe Willemke’
• Schokker 11.12 Meter 'Schokbreker'

Autoren

Hallo liebe Plattbodenfreunde,

es ist wieder April. In etwas abgewandelter Form heisst es also:

Im April, da weiss man, was man will.

Genau, ihr ahnt es, der Plattbodentoern steht wieder vor der Tür.

Die ersten sonnigen Tage haben wir schon hinter uns, erste Runden auf dem heimischen Gewässer sind auch schon absolviert. Das macht einfach Lust auf mehr.

Also alles wie immer. Oder doch nicht so ganz? Der langjährige Chronist
und elementarer Bestandteil der Flottielje, Peter Zimmermann, zog es dieses Jahr vor, in südlicheren und damit wärmeren Gefilden zu verweilen.

Da können wir nur sagen: Selber schuld ;-)

Also schreiben wir den Törnbericht dieses Mal.

Astrid und Helmut

Januar 2019

Der Törn begint ja gewöhnlich schon weit im voraus. Genau genommen im Januar.
Da ist die BOOT und der obligatorische Besuch auf dem Stand von Martin und Harry bei Käse und Rotwein steht an. Erste Eindrücke auf das Kommende werden mitgenommen, die letzten Neuigkeiten ausgetauscht und dann heisst es:
Warten auf April. Nicht ohne Gezeiten, Ausrüstung und die neuesten Infos regelmässig zu überprüfen. Obwohl sich gewöhnlich bei den ersten beiden nicht viel tut.
Zwischendurch zur Überbrückung noch Karneval gefeiert, man wohnt schliesslich im Rheinland.

April 2019

Jetzt ist es aber bald soweit, denn heute ist Montag, der 08. April. Noch 5 Tage bis zum Start. Der Wetterbericht stabilisiert sich so langsam, dreimal am Tag wird er überprüft. Hoffen auf Sonne, 20+° und jederzeit einen schönen Wind. Vielleicht können wir das Wetter ja doch beeinflussen.

Ernüchterung. Die Prognose sieht anders aus:

Keine sommerlichen Temperaturen in Sicht. Also doch wettertechnisch nichts Neues zu Flottieljezeiten. OK, das kennen wir.

Freitag, 12. April

Eine letzte Nacht noch im breitem, warmem Bett zuhause. Dann ist auch schon Freitag.
Die Ausrüstung ist überprüft und liegt seit Tagen  bereit. Das Zuhause urlaubsklar gemacht, Müll in die Tonne, Bügeleisen aus?  ;-), alles ins Auto gepackt und es
geht los. Bange Frage: Wie wird der Verkehr? Es ist schliesslich das erste Osterferienwochenende. Glück gehabt, problemlos durch- und nach 3 Stunden in Heeg angekommen.

Ein vielversprechender Start.

Wir sehen die Flotte im Hafen liegen. Endlich wieder Seeluft schnuppern. Auch wenn hier noch etwas das Salz fehlt. Aber immerhin sind Wasser und Schiffe da.

Auch unsere „Beste Vaert“ liegt seeklar an der Hafenmauer und begrüsst uns wie immer.

Nach dem ersten Hallo und dem "Wir sind wieder da"-Rundgang die neuen Crewmitglieder begrüsst. Drei neue sind an Bord. Bier war noch nicht da, also auf dem Trockenen die Einkaufsliste besprochen und ein Teil der Crew zum Einkaufen nach Heeg geschickt, um alles zu besorgen. Sie bekamen die Order mit, nur für eine Woche einzukaufen, nicht für den ganzen Sommer. So ganz hat das nicht geklappt, ausser beim Bier. Das war übersichtlich und das musste am Samstagmorgen noch korrigiert werden.

Wie üblich war um 18:00 das Palaver angesetzt. Diesmal nicht im Texas Steakhouse bei onbeperkt Steak und anderen Leckereien, sondern eine neue Lokalität, diesmal in Woudsend, musste her. Das „Visrestaurant Vis en Meer“ sollte es sein. Es gab aber nicht nur Fisch, so war für jeden Geschmack etwas dabei. Fahrt nach Woudsend im noblen Schlitten. Standesgemäss ;-) Die neue Lokalität war erforderlich geworden, denn im Steakhaus war der Versuch am offenen Feuer zu grillen etwas zu wörtlich und zu umfassend genommen worden. Schade, es hat dort immer geschmeckt.

Dafür wurden wir dann beim Essen in Woudsend mehr als entschädigt. Wirklich lecker, was da aufgetragen wurde. Ein paar Impressionen für die Leckersensorik:

Lecker gegessen, Biertje und Wein getrunken, sich kennengelernt und Neues ausgetauscht. Die Zeit vergeht im Flug.

Dann lässt ein energische Klopfen am Glas das Gemurmel verstummen. Es gibt ja noch einen offiziellen Teil, der nun beginnen soll. Martin begrüsst alle alten und neuen Teilnehmer, wünscht alles Gute, viel Spass, Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Eine gute Idee.

Dann wird es ernst. Jan-Cees übernimmt. Nach kurzem Kampf mit dem Beamer läuft Jan-Cees auf seine unnachahmliche Art wieder zu Höchstform auf und stellt den geplanten Törnverlauf vor.

Der geplante Törnverlauf:

Unsere Prognose passte, entgegen dem Uhrzeigersinn. Das war allerdings nicht so schwer vorherzusagen, war  doch überwiegend Ostwind angesagt. Und dann geht es am besten "links herum", achterlicher Wind ist hier das Schlagwort. Also zunächst über die friesischen Kanäle nach Leeuwarden, dann weiter zum ersten Etappenziel Dokkum. Sonntag übers Lauwersmeer, Schleuse Lauwersoog und dann ins Wattenmeer. Passt, wir freuen uns schon.

Ein kleiner Wermutstropfen (nicht jeder ist notorischer Frühaufsteher) waren die Gezeiten. Immer frueh aus dem Bett springen forderten sie. Nun ja, so ist das eben. Holen wir den Schlaf halt nach, wenn wir trockengefallen sind.

Samstag, 13. April

Ziel: Dokkum

Aber der Reihe nach.

Den Abend und die Nacht haben wir schon einmal prima überstanden. (K)eine kleine Überraschung am Morgen: Eis auf dem Deck, es ist glatt wie sau.

Die Temperaturen entsprechend, aber schön ist der Morgen trotzdem. Das Farbenspiel der aufgehenden Sonne und die Atmosphäre des erwachenden  Hafens muss man einfach geniessen.

Zum Glück ist das Wasser minimal wärmer, Eisgang hätte uns doch vor leichte Probleme gestellt. Trotz solider Stahlrümpfe. Einige Pütz Wasser über das Deck gegossen beheben auch schnell das Rutschproblem an Deck.

Das Wetter: Wir wissen es schon. Kalt, möglicherweise hohe tropfenförmige Luftfeuchtigkeit, der Wind natürlich mehr oder weniger von vorne. Gemütliches Segeln bei einer angenehmen achterlichen Brise ist daher am ersten Tag nicht zu erwarten. Da können wir unser Image als harte, wettergegerbte Seebären weiterspinnen. Beim Rotwein am Kamin, alles dramatisch ausgemalt, sind wir dann schon wahre Helden für die gebannt lauschenden Zuhörer zuhause an Land.

Frühstück nach dem Ablegen während der Fahrt ist am Vorabend beschlossen worden,
klever, ne Viertelstunde Schlaf gewonnen :-).

Um 08:30 beginnt das erste Kapitel des Hafenkinos. Wir sollen wie üblich den Lumpensammler spielen und das Feld vor uns hertreiben. Machen wir natürlich, jedenfalls so lange, bis wir alle überholt haben ;-)

Schliesslich gilt auch bei der Flottielje:

Ein Schiff ist eine Fahrtenyacht, zwei Schiffe sind eine Regatta.

OK,  man muss ja nicht immer im Regattamodus agieren, doch ein ordentlicher Trimm sollte es schon sein. Und etwa absichtlich langsam fahren? Nein, das geht nicht. Man braucht einfach etwas Fahrt, um vernünftig steuern zu können.

Ein Schiff nach dem anderen legt ab und verlässt den Hafen, auch Beste Vaert ist klar zum Ablegen. Der Weg ist vorgegeben, auch wir legen ab und sind jetzt unterwegs.

Zeit für's Frühstück. Die Heizung pullert unter Deck, frischer Kaffee duftet aus der Kombüse und bei einem leckeren Frühstück wird der Tag geplant. Irgendwas ist
allerdings anders. Richtig, Peter fehlt, da müssen wir uns um alles selbst kümmern ;-)

Während wir über die Kanäle tuckern, findet unter Deck so langsam alles seinen finalen Platz. Ein Mann am Steuer reicht. Oder besser 2, 3, ...

Navigatorisch ist das Fahren auf den Kanälen ja nicht sonderlich schwierig. Es gibt nur
zwei Richtungen. Voraus oder zurück. Ab und zu einmal Abbiegen kommt noch dazu. Alles machbar.

Zeit fuer was Leckeres. Gesund wollen wir leben. Und Milch ist gesund. Also muss eine heisse Milch her,  veredelt mit einem Schuss Advocaat und Sahne. Dazu ein paar Kekse. Was will man mehr? Nun ja, vielleicht ein paar Segel setzen? Wind mehr oder weniger von vorne, wir hoffen auf Winddreher. Ein Blick in die Karte zeigt, dass es vielleicht bald ein Stück gehen könnte. Aber vorher noch die Polartaufe. Ein Gemisch aus Regen und Hagel übernimmt das. Als die Sonne wieder blinzelt, können wir uns beim Segelsetzen aufwärmen. Es geht also doch, jedenfalls bis kurz vor Leeuwarden. Dann heisst es wieder: Segel runter und motoren.

Leuwarden liegt vor uns. Sightseeing ist angesagt. Es ist immer wieder schön, durch die Städtchen zu fahren. Auch für die  Landbewohenr eine Abwechslung, am Fenster stehen, zuschauen und winken ist eins. Die Arbeit muss einfach ruhen, wenn draussen 12 Schiffe, wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, leise vorbeigleiten.

Und dann holt die reale Welt uns wieder ein, Leeuwarden liegt gerade achteraus.

Es ist 1410, leise rieselt der Schnee ...  Weihnachten war es wärmer, wird Utie später sagen. Zum Glück ist das nur eine kurze Episode, die Sonne blinzelt bald wieder durch die Wolken und es geht trocken weiter.

Um 1800 Uhr liegen wir fest in Dokkum. Der obligatorische Anleger darf natürlich nicht fehlen.

Dann wird gekocht. Bei laufender Heizung vertreiben wir  auch die letzten anhaftenden Kältereste und  lassen es uns unter Deck schmecken.

Ebel kommt an Bord, Palaver morgen um 0830, ablegen kurz vor 0900. Vorher gehen die Brücken nicht auf, und das heisst:  Ausschlafen. Wir haben nichts dagegen.

Da passen noch ein, zwei Absacker und dann geht es ab in die Betten.

Sonntag, 14. April

Die Nacht mit Eisgang? Es war noch einmal richtig kalt. Aber wir konnten ausschlafen, der Wecker ging erst um 0745!

Thema des Tages wie immer: Das Wetter. Anfangs noch kalt, aber trocken. Sonne ist später angesagt, Wind O/NO 4-5. Unser Kurs: Grob Ost.
Also bis zum Lauwersmeer motoren.

0900, die Brücke öffnet. Abgelegt in Dokkum und Kurs  Richtung Lauwersmeer genommen.

Wir frühstücken wieder während der Fahrt. Links und rechts ziehen langsam die Felder vorbei, vereinzelt halten sich noch kleine Nebelfelder.  Ein paar Dörfchen  bringen  Abwechslung für die Crew.

Die Order von Jan-Cees lautet: Spätestens um 1400 in Lauwersoog sein,
dann sofort schleusen. Wir wollen schliesslich noch weiter nach Schiermonnikoog.
In den Hafen kommen wir nur so +/- 2 Stunden um Hochwasser herum. Und wer zu spät kommt? Nun ja, der muss dann eben die Nacht vor und nicht im Hafen verbringen.
Das geht, es könnte aber etwas ungemütlich werden. Vor allem bei Schräglage an der Prielkante.

Bei uns ist alles im Plan. Um 1045 erreichen wir die Schleuse zum Lauwersmeer, schleusen und freuen uns schon auf das Segelsetzen. Der Wind passt, hoch nach Lauwersoog können wir segeln. Die Sonne hat ein Einsehen (oder Mitleid?) und zeigt sich von ihrer besten Seite. Also Fender und Leinen verstaut, Segel klar gemacht und hoch damit.

1010 Endlich - Geschafft - Alle Segel stehen. Vollzeug. Gross, Fock, Klüver
trimmen, von 4-5 NO sind noch 2-3 da. Das reicht, um vorwärts zu kommen.
Und ab geht es nach Lauwersoog zur Schleuse. Segel bergen, schleusen, Segel setzen
und weiter geht es Richtung Schiermonnikoog. Prima Segeln, wir sind schnell. Der Wind hat wieder aufgefrischt. Es läuft schon wieder, auch wenn der Feinschliff noch fehlt. Ist ja noch früh in der Saison.

Bis nach Schiermonnikoog ist es nicht weit, wir sind früh dran, biegen aber schon ab in das Fahrwasser zum Hafen, die Reegeul. Wenn es ruckelt, müssen wir halt  noch ein bisschen warten. Das Fahrwasser schlängelt sich Richtung Hafen, erst noch betonnt, dann zeigen nur noch Reste von Pricken den Weg. Wir nehmen die Segel weg. Die ersten Ruckler haben wir schon gespürt, ein paar Liter Wasser könnten wir hier schon noch gebrauchen. Aber es reicht jetzt doch schon, mit ein paar weiteren Rucklern kommen wir schliesslich im Hafen an und machen um 1615 fest. Die Sonne ist uns weiterhin wohlgesonnen, die frostigen Tage sind vorbei. Heute ist es schon fast warm, nur bei Wind von vorne war es noch es etwas frisch. Also immer.

Wir liegen im Hafen von Schiermonnikoog. Lecker Kuchen und Portwein mit Kaffe genossen. So kann man leben, auch Martin ist wieder zufrieden, er hatte etwas Sorge um seine Schiffchen. Heute Abend gehen wir essen, morgen könnte es knapp werden. Trockenfallen ist angesagt. Wir werden daher spät in Ameland, unserem nächsten Ziel, sein. Es gibt im Hafen warme Duschen, keine Selbstverständlichkeit um die Jahreszeit. Wir gehen duschen, wer weiss, wann die nächste Gelegenheit kommt.. Der Wind pfeift inzwischen ordentlich. Biertje auf dem Tisch, die Heizung pullert unter Deck, die untergehende Sonne strahlt durchs Fenster. Prima Luxusleben. Bis Jan-Cees kommt.

Palaver um 0530. Nicht ganz unerwartet, wir hatten einen Blick in den Gezeitenkalender geworfen.

Schnell gerechnet, Wecker um 0500. Urlaub, schoenste Zeit des Jahres :-)

Montag, 15. April - Schiermonnikoog

0505 Der Wecker geht, herrlich, so früh am Morgen :-( Höflich allen Mitseglern
den Vortritt ins Bad gelassen, dadurch 15 Minuten Wachschlafen rausgeschunden.

0530 Palaver. Tagesziel Ameland, auf dem Weg dorthin werden wir eine Pause einlegen und trockenfallen. Losgehen soll es, sobald man die Pricken und Tonnen erkennen kann. Wir trotten zum Schiff zurück, machen es klar zum Auslaufen und nehmen dann die Warteposition ein. Frühstück? So früh am Morgen?
Machen wir später, mit mehr Appetit dann. Abgesehen davon liegen wir ja bald im Wattenmeer fest und haben sehr viel Zeit. Eine Kanne Kaffee muss aber sein.

0600 Es geht los. Die ersten Schiffe mit geringerem Tiefgang als wir legen ab und verlassen den Hafen. Wir warten noch, 20cm mehr Tiefgang erfordern
so 30-60 Minuten mehr Wasser. Ein Blick auf die See, die Pricken und Tonnen sind mehr zu erahnen als zu sehen. Inzwischen ist auch genug Wasser für uns da. Wir legen ab.

Die Sonne lässt noch auf sich warten, im Osten glimmt aber schon der Horizont. Wir verlassen das Fahrwasser zum Hafen und setzen Segel. Bei aufgehender Sonne geniessen wir die Ruhe, nur das Plätchern des Wassers ist zu hören. Die Crew ist noch ziemlich schweigsam.

Wir queren den Zoutkamperlaag und biegen ab ins Paesensrede, sind sehr früh da. Und dann weiter ins Smeriggat. Wir müssen sehr hoch laufen, nachtrimmen, es reicht nicht mehr. Segel bergen und Motor an. Es geht voran, etwas zu weit nach Lee gesteuert  und rums, wir hängen fest. Da ist eine Kante im Weg. Zusätzlich Ostwind, da wird Wasser rausgedrückt, wir haben wohl schon zu wenig Wasser hier. Ronde Walvis versucht uns freizuschleppen, ... und haengt auch fest. Der nächste will an der falschen Seite vorbei, das war's. Plattbodenfahrer sind eben gesellige Leute.
Macht aber nix. Wollten ja sowieso trockenfallen und geniessen nun den Morgen im Watt etwas früher als geplant. Bei Kaffee, ein paar Leckerlies und Sonne kann man es aushalten.

Der Rest der Flottielje fällt etwas später ca. 1sm nördlicher in Sichtweite trocken.

Unser Motto für die nächsten Stunden:

Wie herrlich ist es, nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhn.(Heinrich Zille)

Wir erkunden die Sandplatte und lassen es uns bei einem Snack gutgehen.

Die Flut kommt. Langsam steigt das Wasser, wir kommen etwas früher als erwartet los, ein gutes Zeichen, denn Ostwind, weniger Wasser, ...

Andere haben dann doch Probleme schon loszukommen, aber mit etwas Hilfe und mehr Zeit gelingt es allen, und ab geht es nach Ameland.

Interessante Frage: Steht auf den Wattenhochs schon genügend Wasser? Theoretisch ja, praktisch kann sich das im Watt aber schon mal von heute auf morgen anders darstellen. Wir sprechen ja hier nicht von Metern, sondern von Zentimetern. Und ein Sandhaufen kann auch mal ein paar Meter wandern. Und so kommt es auch. Im markierten Wattfahrwasser fahrend ruckelt es ein paar mal. Dann tut sich nichts mehr. Wir hängen fest. OK, kommt ja noch einiges an Wasser. Wir sind wieder früh dran. Warten wir halt ab.

Andere Schiffe weichen aus, neben dem Fahrwasser scheint es tiefer zu sein. Da wird sich was verlagert haben. Nichts Ungewöhnliches, wir müssen nun schauen, dass wir freikommen. Nach einer Dreiviertelstunde und dementsprechend mehr Wasser können wir langsam wieder Fahrt aufnehmen. Es geht weiter. Ein paar Ruckler noch und wir lassen das Wattenhoch hinter uns. Hendriekje Stoffels, mit mehr Tiefgang, hat noch zu tun und wird erst spät am Abend wieder zu uns stossen.

Gefühlt ist es inzwischen warm. Sonne von vorn, genügend Wasser unter dem Kiel. Mit Wind von achtern geniessen wir die Fahrt unter Segeln nach Ameland. Traumhaftes Segeln einfach. Unterbrochen nur von einem heissen Milchgetränk mit ... und Sahne, dazu Kekse und Kuchen. Lecker. Den Sonnenuntergang nehmen wir kurz vor Ameland noch auf dem Wasser mit, um dann um 2030 auf Ameland  festzumachen.

Tipp: Mit 3 Lagen, Thermo-Fleece-winddichte Jacke, bleibt das Wetter aussen vor.

Und jetzt haben wir Hunger. Also ran an den Herd und gekocht. Unsere Smutjes legen sich wie immer ins Zeug, beherzigen den ersten Satz eines jeden Rezeptes ausgiebig, der da lautet: "Man schütte ein Glas Rotwein in den Koch" und wirbeln am Herd. Der Tisch ist im nu gedeckt und alle hauen richtig rein. 14 Stunden auf See lassen Pfunde schmelzen, dem muss man aktiv entgegenwirken.

Dienstag, 16. April - Ameland

Vlieland ist angesagt. Schön. Kehrseite der Medaille, ihr ahnt es sicherlich, wir dürfen die aufgehende Sonne von Anfang an geniessen. Nun, wir kennen das ja schon.

Den zarten Körper schonend aufwecken, aufstehen, dann dreilagig verpacken und darauf warten, dass man ein bisschen sehen kann.

Kurz vor 0600 geht es los, alle legen ab. Wir erleben einen sehr schönen  Sonnenaufgang im Watt vor Ameland.

Die See ist etwas ruppig, Wind steht gegen Strom am Anfang. Aber die Atmosphäre ist phantastisch. 5,5kn raumschots, dazu die aufgehende Sonne. Das ist pures Genusssegeln.

Hoffen wir mal, dass es so weitergeht. Wir sind optimistisch. Es ist noch kühl, aber nicht kalt. 3-fach-Isolierung hilft schon enorm. Zügig geht es über das Molengat und dann mit nördlichem Kurs im Zeegat von Ameland hoch zum Blauwe Balg. Den erreichen wir kurz vor 0800. So langsam wird die Crew wach, ein Pott Kaffee unterstützt dies tatkräftig und tatsächlich finden auch schon erste längere Konversationen statt.

0800, der Blauwe Balg liegt hinter uns, Kurs West und ruhigeres Wasser. Zeit für noch "een kopje coffie".

Die Sonne hat sich zum treuen Begleiter entwickelt. Wir geniessen einfach das Segeln. Prima gesegelt, um 1200 Uhr fest in Vlieland. Keine 6 Stunden von Ameland nach Vlieland. Das ist gut. Wir nehmen einen Anlegertrunk und machen uns auf ins Dorf, stillen das kleine Hüngerchen mit Bitterballen und einem Heineken. Zurück auf dem Schiff wird erstmal eine Runde geschlafen. Das geht sogar perfekt unter freiem Himmel in der Sonne. Nun ja, Bikinitemperaturen sind es nicht, aber immerhin zweistellige Grade. Und morgen sind uns die Gezeiten wohlgesonnen. Mit dem Flutstrom nach Harlingen heisst: Ablegen so ab 1330 Uhr sinnvoll.

Die Gezeitentabelle sagt:

April 17 wo     HW        LW

1:51                            -121

7:55                67

14:11                          -110

20:16              96

Aber ... Jan-Cees hat noch einmal gerechnet. Den ganzen Vormittag so im Hafen. Da drehen wir doch besser eine Runde im Franschje Gaatje und gehen anschliessend auf dem Meeresboden spazieren. Prima Idee, wir sind ja inzwischen von Eulen zu Lerchen mutiert.

Mittwoch, 17 April - Vlieland

Der Wetterbericht ist gut. Die Sonne kommt. Und humane Zeiten. Frühstück ist um 0930 angesetzt. Es gibt diesmal Martins holländische Spiegeleier, natürlich mit Ketchup und Käse, dazu frische Brötchen und Croissants. Bernd hat alles frisch aus dem Dorf geholt. Alle Zutaten für ein leckeres Frühstück sind vorhanden, frischer Kaffee duftet, wir machen uns ans Werk.

Bis zum Platz, wo wir trockenfallen wollen, ist es nicht weit. Wir legen ab und fahren unter Fock Richtung Franschje Gaatje und  Richel, an Tonne VB10 biegen wir ab und fahren auf die Sandplatte hoch. Dabei war uns Hendrijke im Weg, wir haben sie etwas zur Seite schieben müssen. Um 1100 liegen wir fest, der Anker ist gesetzt und nun heisst es wieder warten, bis das Wasser weg und wieder da ist. Berechnet so gegen 1730 kann es weitergehen.

Was essen wir als nächstes? Eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Wie wäre es mit  lecker Milch ... und Kuchen, wir haben noch reichlich davon. Kuchen war wirklich an Bord nicht zu knapp bemessen.

Das Wasser ist weg.

Vlieland in Sichtweite, Mobilfunkempfang sehr gut. Sind ja schliesslich nicht in Deutschland. Also Zeit für eine Premiere. Stiefel an, von Bord geklettert und dann eine Liveschaltung vom Meeresboden nach Hause hergestellt. Klappt prima, wir zeigen Bilder vom Meeresboden, grosse Austern, viele Austern, Schiffe auf Land, ...

Grosses Interesse bei den Daheimgebliebenen, vor allem die Kinder waren laut Augenzeugen fasziniert. Nun ja, wenn die Terminfindung nicht so schwierig wäre. Martin hat ja genügend Schiffe. Und das Watt läuft auch nicht weg.

Noch ein kleiner Snack, dann schwimmen wir auch schon langsam auf. Schiff klar machen ist angesagt, um  1730 geht der Anker auf. Kurs Harlingen, zunächst weiter durch‘s Franschje Gaatje, dann rechts abbiegen in den Vliestrom und weiter in den Blauwe Slenk.

Schleuse Kornwerderzand soll wg. Wartungsarbeiten heute Abend zu sein. Oder vielleicht doch nicht?  Am Ende war sie zu und wir machen für die Nacht in Harlingen fest.

Lekker gesegelt, wir waren wieder schnell. Nur Ronde Walvis wurde nicht mehr eingeholt, die hatten auch ordentlich Vorsprung und sind auch groesser=schneller.  Astrid schnibbelt schon unter Deck, wir warten im Vorhafen auf das Öffnen der Brücke zum Noorderhaven. Alle anderen Schiffe kommen nach und nach rein.

Um 0900 geht es für alle durch die Brücke. Angelegt, Schiff klar gemacht, das Essen steht auf dem Tisch ... perfektes Timing. Dazu ein Biertje und/oder Rotwein, lecker gegessen. Zum Aufräumen einen Bokma genossen. Echt ein Hundeleben. Dann ist es auch schon spät, wir gehen schlafen.

Donnerstag, 18. April

Der letzte Tag bricht an. Wo ist nur die Zeit geblieben? Wir sind doch gerade erst losgefahren, und bald sind wir schon wieder auf dem letzten Stück zurück nach Heeg. Einen Tag haben wir noch - Wehmut kommt auf - aber nächstes Jahr geht es ja wieder los. Und der Segelsommer liegt noch vor uns. Ein Termin steht schon: Ende Mai nach Kroatien – Mehr Sonne, also lecker warm, keine Gezeiten, ... ein angenehmes Kontrastprogramm :-)

Vor dem Frühstück gibt es noch was zu erledigen. Das Gruppenphoto.
ist angesagt, das Licht ist dann am besten. Gesagt, getan.

Wir machen das Photo, dann geht es zurück auf Schiffs. Frühstück. Gegen 0900 verlassen wir den Noorderhaven, setzen noch im Aussenbecken von Harlingen die Segel und sagen Tschüss Harlingen. Nun heisst es wieder:

The race is on.

Prima Wetter, die Sonne begleitet uns, ordentlich Wind treibt uns an. Mit ordentlich Speed im Schiff geht es ab nach Kornwerderzand.

1100 Ankunft Schleuse Kornwerdezand.

Dann durch die Schleuse und ab jetzt segelt jeder so wie er möchte zurück nach Heeg. Wir entscheiden uns, über Workum zu fahren. Segel setzen, ein Blick zurück und wir sind unterwegs. Etwas fehlt noch. Eine Woche Holland und bisher kein einziges Mal Kibbeling met Patat. Das geht gar nicht. Also Zwischenstopp in Workum, da sind wir uns einig. Unter Vollzeug geht es auf dem Ijsselmeer Richtung Workum. Gute zwei Stunden später erreichen wir die Schleuse, wir fahren noch ein Stück weiter und legen dann mitten in Workum an. Kibbeling wartet auf uns. Und ein paar Schritte an Land tun auch mal gut. Wir müssen uns schliesslich wieder umgewöhnen, fester Boden statt wackelnder Untergrund heisst es von nun an wieder.

Echt lecker, der Kibbeling. Dann geht es weiter nach Heeg, noch ca. 2 Stunden und wir liegen wieder im Heimathafen. Gemütliches Segeln auf den Kanälen, sofern der Wind mitgespielt hätte. Was leider eher selten der Fall war. Macht nix, geniessen wir die Kanäle einfach so. Kurz vor 1700 machen wir fest. Wir sind zurück.

Geschäftiges Treiben herrscht im Hafen. Schiffe werden leergeräumt und Autos beladen. Nicht alle bleiben bis Freitag. Wir schon, jedenfalls ein Teil der Crew, und können daher unbesorgt ein Biertje nehmen und abwarten, bis der Trubel sich gelegt hat. Dann heisst es duschen und einen kleinen Spaziergang nach Heeg machen. Die Bewegung tut gut. Als Belohnung gibt es lecker Essen und so lassen wir den Abend  dann ausklingen. Natürlich nicht, ohne an Bord noch einen letzten Bokma zu trinken.

Diesen Wattentörn selbst mitsegeln

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